Blick zurück und nach vorn: Robert Clemen im Interview mit Linda Polenz am 26. Juli 2014

Kurz vor der Landtagswahl – Was war Ihr größter Erfolg in dieser Legislatur?

 

Robert Clemen, MdL: Als größten Erfolg sehe ich es an, dass wir  für unsere Kinder Gestaltungsspielräume geschaffen haben, anstatt ihnen Schuldenberge zu vererben.Möglich wurde das, weil wir das sogenannte „Neuverschuldungsverbot“ in die Sächsische Verfassung einbringen konnten. Wir bekennen  uns damit zu einer  verantwortungsvollen aber auch notwendigen Sparsamkeit zum Wohl späterer Generationen.

 

Es hat nicht alles geklappt in der zu Ende gehen Legislatur. Was hat Sie am meisten gewurmt?

 

Gewurmt ist viel zu schwach: Der Vormarsch der Todesdroge Crystal in Sachsen erschüttert mich. Und es schmerzt mich, dass wir den Vormarsch dieser furchtbaren Droge nicht wirksam genug eindämmen konnten – auch, weil die dazu notwendige Zusammenarbeit mit unseren tschechischen Nachbarn bis vor kurzem nicht wirklich gut funktioniert hat. Aber das jüngste Treffen  unseres Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich mit seinem tschechischen Kollegen Bohuslav Sobotka scheint hier Anlass zu neuer Hoffnung zu geben.

 

Was ist liegen geblieben oder nicht so umgesetzt, wie Sie es sich vorgestellt haben?

 

Als große Enttäuschung empfinde ich, dass es uns nicht gelungen ist, die Idee einer starken und zielführenden Kooperation Mitteldeutschlands voranzubringen. Es gibt offenbar doch sehr große Unterschiede in den Interessenslagen der mitteldeutschen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

 

Vorausgesetzt, Sie gehören dem künftigen Landtag an – welches Projekt muss Ihrer Meinung nach in der nächsten Wahlperiode unbedingt umgesetzt werden?

 

Die Voraussetzung werde ich erfüllen (lacht), wenn die Leipziger Wähler mir, wie in den Jahren zuvor, erneut ihr Vertrauen schenken. Wenn das Votum also so ausfällt, steht für mich die Erhöhung der Kulturraum-Mittel an erster Stelle. Diese befindet sich bereits in konkreter Planung und ist nach meiner Überzeugung auch finanzierbar.

 

Sie sind eine der Leipziger Stimmen im Sächsischen Landtag in Dresden – Ist unsere Stadt gut genug vertreten?

 

Leipzig ist insgesamt im Sächsischen Landtag gut vertreten, keine Frage. Aber es wäre aus meiner Sicht hilfreich, wenn in der nächsten Legislaturperiode mindestens ein Leipziger Landtags-Abgeordneter der regierungstragenden Fraktion Mitglied im Finanzausschuss wird.

 

Von Leipzig der Blick auf den gesamten Freistaat: Was sind die drängendsten Probleme Sachsens?

 

Zu Crystal Meth habe ich schon etwas gesagt – das müssen wir in den Griff bekommen! Hier setzen die jungen Menschen ihr Leben aufs Spiel und ihre Zukunft – Zukunft ist das richtige Stichwort für ein aus meiner Sicht gleichfalls drängendes Problem: Die nach wie vor große Abwanderung hervorragend ausgebildeter junger Menschen. Obwohl wir diesen Trend in der zu Ende gehenden Legislaturperiode stoppen konnten, sehe ich hier noch keine Entwarnung. Wir müssen alles dafür tun, dass unser Land Heimat bleibt oder wird für die besten und engagiertesten jungen Köpfe.

 

Wie wollen Sie unser Land attraktiv machen und junge Leute zum hier bleiben bewegen?

 

Richtig wäre die Formulierung: „noch attraktiver machen“ (lacht). Denn es ist doch verrückt, oder: Wir leben im schönsten Landstrich Deutschlands und reden über den Weggang von jungen Menschen?! Aber daraus resultiert auch, dass wir überall dort, wo mehr Kinder geboren werden oder bereits in den vergangenen Jahren geboren wurden, mehr Kita-Plätze und Investitionen in Schulen und Lehrer brauchen.  Sie sehen, das Thema Zukunft für die nachfolgenden Generationen treibt mich sehr um: So wie die Schuldenbremse eine Zukunftsinvestition darstellt, sind mehr Gelder für Kinderbetreuung und Bildung gut angelegte Zukunftsinvestitionen. Außerdem sollten wir an unseren Hochschulen und Universitäten die Potentiale von Absolventen noch früher und besser erkennen und ihnen Entwicklungsmöglichkeiten in Sachsen aufzeigen.

 

Ihre Prognose für Sonntag, 31. August?

 

Meine Prognose ist, dass die Sachsen und natürlich speziell die Leipziger wissen, was sie an ihrer CDU-geführten Regierung und an der CDU-Mehrheit im Landtag haben. Ich gehe davon aus, dass sie auch weiter auf uns vertrauen. So gesehen feiern wir als CDU mit allen Sachsen ja schon eine Art „Silberne Hochzeit“ – und wenn der ein oder andere jetzt krakeelt, nun müsse endlich Schluss sein nach 25 Jahren, dem entgegne ich: Lasst uns lieber gemeinsam in Richtung „Goldene Hochzeit“ gehen!